clicknet.ch

Reisetagebuch Costa Rica   25. Mai  – 18. Juni 2006

 

alle Fotos

 

Donnerstag 25. Mai 2006

Zürich – Madrid – Guatemala City – San José

Fotos

Mitten in der Nacht geht’s los: Taxi kurz nach 4 Uhr vor dem Haus, dann Zürich, Madrid, Guatemala City und ziemlich genau 23 Stunden später Ankunft in San José. Mietwagenübernahme, dann durch das nächtliche San José… etwas kann nicht stimmen; ohne uns zu verfahren, finden wir unser reserviertes Hotel. Von nun an ist fertig organisiert, wir müssen unsere Reise nun alleine improvisieren… ist absolut kein Problem, da jeder von uns ja perfekt spanisch spricht, oder so !?!?

Freitag 26. Mai 2006

San José - Orosi

Fotos

Nach einem feinen Frühstück mit Costa Rica–Kaffee und vielen frischen Früchten, wagen wir uns ins Verkehrsgetümmel der Millionenstadt San José … von wegen Partikelfilter und so: hier käme Moritz Leuenberger noch mehr ins Stottern; stickige Luft und schwarze Rauchwolken hinter jedem Bus und Lastwagen und das bereits morgens vor acht Uhr. Aber heute ist scheinbar unser Glückstag; nach gut einer Stunde finden wir aus San José heraus und erst noch auf der richtigen Strasse. Unser Ziel, der 3'500 m hohe  Vulkan Irazú ist in Wolken verhüllt, also lassen wir’s sein und geht es auf kleinen Nebenstrassen Richtung Valle de Orosi, einem Kaffeetal in Costa Rica. In Orosi finden wir für die nächsten 2 Nächte eine gemütliche Unterkunft in der Tetey Lodge. Nachmittags eine Rundfahrt durch die endlosen Kaffeeplantagen und vielem anderem Grünzeug. Zwischendurch wagen wir uns auch die costaricanische Küche zu erleben. Trotz einigen Regenwolken bleiben wir optimistisch, morgen früh den Irazú zu erklimmen (natürlich mit gütiger Hilfe unseres etwas lahmen Hyundai, der ebenfalls landestypisch zeitweise schwarze Wolken von sich gibt).    

Samstag 27. Mai 2006

Vulkan Irazú und Tapanti Nationalpark

Fotos

Riesiges Wetterglück, als wir früh morgens Richtung Vulkan Irazú losfahren. Nur wenige Wolken zeigen sich, als wir den 3'400 m hohen Vulkan „erklimmen“. Auf der fruchtbaren Vulkanerde werden bis auf 3'000 m alle Arten von  Gemüse angepflanzt. Die Ticos, welche sich keinen Traktor leisten können, greifen auf das bewährte Ochsengespann zurück; so haben wir Touris noch etwas zu fotografieren. Der Kratersee schimmert in einem unwirklich kräftigen smaragdgrün. Im Laufe des Morgens schleichen sich Wolken langsam den Berg hinauf und wir fahren Richtung Tapanti Nationalpark los. In diesem touristisch nicht erschlossenen Park merken wir, warum es Regenwald heisst: aus dem Nebel fallen rege(n)lmässig, manchmal übermässig, Regentropfen, die uns aber nicht hindern, einige Wege durch das grüne Dickicht in Angriff zu nehmen. Was hier wächst ist unglaublich: auf jedem Baum spriessen mindestens noch zwei bis sechs verschiedene Farn-, Moos-, Orchideen-, Bromelien- oder Lianengewächse. Wir sind überzeugt, dass wenn man hier einen Zaunpfahl einschlägt, dieser innert kurzer Zeit um einige Zentimeter weiterwächst. Irgendetwas scheinen aber meine Mitreisenden missverstanden zu haben: sie laufen doch tatsächlich mit einem Regenschirm durch den Regenwald, unglaublich!

Sonntag 28. Mai 2006

Orosi – Puerto Limon - Cahuita

Fotos

Die ersten 60 km fahren wir durch eine grüne, emmentalähnliche Hügellandschaft, nur das hier eine viel üppigere und andersartige Flora wuchert, unter anderem auch sehr viel Kaffe. Schnell lernen wir die gefährlichen Löcher in der Strasse slalomartig zu umfahren; nicht selten sind diese bis 1 Meter im Durchmesser und bis zu 30 cm tief. Uns wird jetzt klar, warum vor Nachtfahrten in Costa Rica gewarnt wird und Tagesetappen von mehr als 100-150 km nicht geplant werden sollten. Kurz vor Puerto Limon, der Hafenstadt an der karibischen Küste, ändert sich die Landschaft, das Aussehen der Häuser und die Art und Weise der Bewohner. Der karibische Einfluss ist unverwechselbar. 50 km weiter südlich, vorbei an endlosen Bananenplantagen, erreichen wir Cahuita, ein typisches Küstendorf im lebensfrohen, kreolischen Stil; hier gibt es keine asphaltierten Strassen, dafür schöne Strände, gute Küche, Rastamens und viel Reggaemusik. Im Hotel Malu mieten wir uns 30 m vom Strand entfernt, in originell gestaltet und eingerichtete Bungalows ein. Ein nach weiblich umbautem Rasta-Individuum mit Ronaldiniozähnen und langen braunen, aber sich nur langsam bewegenden Beinen, zeigt uns die Unterkunft. Vielleicht hat bei ihm/ihr das Klima, welches hier deutlich wärmer als im zentralen Hochland ist, einen Teil dazu beigetragen. Die ca. 30 Grad werden durch die enorme Luftfeuchtigkeit  merklich verstärkt und zum ersten Mal ist so richtig Schwitzen und Baden im Meer und Pool angesagt. Ein Tukan zeigt sich kurz im benachbarten Hotelgarten: es gibt sie also wirklich, die künstlich aussehenden, bunten Vögel, es ist also keine Erfindung der Shoppyland-Marketingleute. Abends lassen wir uns Im Sobre Las Olas mit hervorragenden Fischgerichten verwöhnen.

Montag 29. Mai 2006

Puerto Viejo - Cahuita Nationalpark - Cahuita

Fotos

Dass die karibischen Uhren anders ticken, merken wir, als wir vor 7 Uhr im Hotel und in Dorf Cahuita nach Frühstückskaffee lechtsen. Also fahren wir nach Puerto Viejo um endlich zu unserem Costa Rica Kaffee zu kommen. Anschliessend retour, und in den Cahuita Nationalpark. Bei einer gut vierstündigen Wanderung, hauptsächlich der karibischen Küste entlang, verlieren wir unzählige Schweisstropfen. Dafür werden wir aber mit Eindrücken der Flora und Begegnungen mit Tieren reichlich belohnt. Etwas über das, was in diesem Park wächst, hier aufzuführen wäre sinnlos. Begegnet sind uns Hunderte von kleineren Echsen, Krabben in allen  Farbvariationen, nervöse Schmetterlinge, die keiner von uns fotografieren konnte, unter anderem ein leuchtendblauer im A5 Format oder grösser, Affen und eine enorm giftige Lanzenotter. Bei einem kühlen Drink in der Rastaszenebeiz von Cahuita, verdauen wir unsere phantastischen Eindrücke.

Dienstag 30. Mai 2006

Cahuita - Moin                                                                                                                   

Fotos

Besuch in einem Internetkaffee in Cahuita. Die Übertragungsgeschwindigkeit erinnert an frühere 2400-Modem-Zeiten, dafür beruhigt aus dem gegenüberliegenden Lokal  die Reggaemusik. Nach etlichen Zusatzkilometern erreichen wir Moin (die Wegweisung auf Costa Ricas Strassen ist praktisch inexistent; dadurch verfahren wir uns bis zu einer offenen Fabrikhalle, wo Frauen und Männer unter nicht unbedingt idealen Verhältnissen Bananen für den Export aufbereiten; Dole und Del Monte lassen grüssen). Hier in Moin beginnt der Wasserweg zum 80 km entfernten Tortuguero Nationalpark. Im gemütlichen Hotel Maribu Caribe (hervorragende Küche!) nisten wir uns ein und buchen auch gleichzeitig eine Tour für den nächsten Tag auf dem Canale de Tortuguero.

Mittwoch 31. Mai 2006

Canal de Tortuguero

Fotos

Heute ist eine siebenstündige Bootsfahrt auf dem Canal de Turtuguero angesagt. Dieses Kanalsystem erstreckt sich über 180 km bis nach Nicaragua. Unser Guide zeigte uns Tiere, die wir Europäer auch beim genauen Hinschauen gar nicht gesehen hätten und dass aus unglaublichen Entfernungen (Fiehlmann braucht er nicht). Neben der tropischen Vegetation eine fantastische Fauna mit unzähligen Vogelarten, Echsen (mit und ohne scharfen Zähnen), Schmetterlinge, Faultiere und Affen. Die letzte halbe Stunde konnte vom Autor nicht mehr richtig genossen werden, da eine akute Magenverstimmung zu einer anschliessenden Vollentleerung führte. Dank Immodium und kaltem Cola, hofft er aber auf eine normale Fortsetzung der wunderbaren Reise.

Donnerstag 1. Juni 2006

Moin – Puerto Viejo de Sarapiquí

Fotos

Nachdem Magenein- und -ausgang wieder einigermassen dicht und unter Kontrolle sind, die nächste Überraschung: Platten vorne rechts an unserem Hyundai. Der Mechaniker einer Garage ist telefonisch nicht zu überzeugen, wegen einer solchen Lappalie zu uns zu kommen. Dafür half die halbe Hotelbelegschaft und mehrere Taxifahrer den Pneu zu wechseln. Die Hilfsbereitschaft der Ticos, auch gegenüber Touristen, ist vorbildlich. Mit etwas Verspätung verlassen wir die Karibikküste und reisen Richtung Norden. Unterwegs lassen wir unseren platten Reifen in Rekordzeit in einer Werkstatt für CHF 4.20 reparieren; auch hier Hilfsbereitschaft pur. Tropische Regengüsse, abwechselnd mit Sonnenschein begleiten uns. Einige Kilometer ausserhalb Puerto Viejo de Sarapiquí, finden wir eine herrliche Unterkunft im La Quinta (Hotel La Pradera). Gemütliche Bungalows in einem tropischen Garten mit filmreifen Vogelgezwitscher und –Geschrei (hier müsste sich Tarzen wohl gefühlt haben). Ein kühler Drink mit frischen Bananenchips und warmem  Bohnendip, ein Spaziergang im riesigen Garten, Beobachtung der farbigen Vögel und Schmetterling und einige Minuten in der Hängematte, anschliessend Nachtessen, so lassen wir den Tag gemütlich zu Ende gehen.

Freitag 2. Juni 2006

Puerto Viejo de Sarapiquí – La Laguna del Lagarto Lodge

Fotos

Nach knapp einer Stunde erreichen wir Pital. Hier ist fertig mit asphaltierter Strasse und die mehr als dreistündige Schüttelfahrt Richtung Lagarto Lodge beginnt. Kopfsteinpflasterähnliche Wege wechseln sich mit spitzigen Felsbrocken, schwarzem Lavasand und holprigen Bachbetten ab. Die Geländegänge unseres Hyundai sind Gold wert; die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt knapp 10 km/Std. und wie landesüblich ist keine Beschilderung der Wege sichtbar. Unterwegs gönnen wir uns ein kühles Imperial in einem Lokal, welches scheinbar Gemeindesaal, Kirche und Bar in einem ist. Die hübschen Mädchen, die uns bedienen, sind sichtlich erstaunt, dass sich hierher Touristen verirrt haben. Dazu will uns eine runzlige alte Frau in lautem und für uns absolut unverständlichen Costa-Rica-Spanisch vermutlich Lose des Kirchen- oder Frauenvereins verkaufen. Erst als wir in urchigem Bendeutsch deutlich ablehnen, verstummt sie murmelnd. Als auch der Letzte den Glauben an das Erreichen der Lodge verloren hat, und wir uns verdächtig nahe der Grenze zu Nicaragua befinden, taucht ein Wegweiser der Lodge auf, die wir nach ein paar weiteren, holprigen Kilometer erreichen. Alle Pneus erscheinen uns noch luftgefüllt, die Lodge liegt wunderbar oberhalb einer braungrünen Lagune. Auf der Terrasse unserer Zimmer begrüsst uns ein Schwarm Tukane, Montezumas und anderes Buntgefieder. Kurz vor dem Nachtessen beeindruckt uns aus dem Urwald das durchdringende Höllengeschrei von Mantelbrüllaffen; auch hier echtes Tarzanfeeling. Abschliessend zeigt uns Krokodile-Henry im Taschenlampenlicht seine Kaiman-Fütterungs-Show.

Samstag 3. Juni 2006

La Laguna del Lagarto Lodge (www.lagarto-lodge-costa-rica.com)

Fotos

Das Zmorge wird bereits um 7 Uhr serviert. Dazu werden wir wieder mit bunten Besuchern überrascht. Ausgelegten Bananen auf einem Baum, locken eine Schar grüner Papageien an, die mit lautem Gekreische die Früchte verschlingen, bis dass sie ein plötzlich auftauchender Nasenbär, wegscheucht und sich selbst den restlichen Bananen annimmt. Ein Artgenosse hat die gleiche Idee und so kommt es zum Bananekrieg auf dem Baum, der damit endet, dass beide Nasenbären aus ca. 8m Höhe in die Tiefe stürzen. Scheinbar unbeeindruckt davon, geht der Machtkampf am Boden weiter. Das ganze Spektakel kommt uns wie eine inszenierte Disneylandshow vor. Danach ist eine zweistündige Erkundungstour durch den feuchten, rotschlammigen Urwald angesagt. Unser Guide rüstet uns mit Gummistiefeln und Schlangenstock aus. Wer behauptet nicht oder nur selten zu schwitzen, muss diese Tour machen, er wird seine Meinung schlagartig ändern. Neben zahlreichen Giftpfeilfröschen läuft uns tatsächlich eine gut meterlange tropische Königsnatter über den Weg. Wir kehren wie unfrisch geduscht, tropfend und mit nassklebenden Kleidern zurück. Mit Feldstecher und Fotoausrüstung verbringen wir den restlichen Tag auf der schattigen Terrasse bei feuchtheissen 30 Grad und lassen uns überraschen, was uns noch vor die Objektive fliegt oder klettert. Die Überraschung tritt ein: Mutter Nasenbär mit ihren Jungen kommt kurz zu Besuch.

Sonntag 4. Juni 2006

La Laguna del Lagarto Lodge – Arenal - Guadalajara

Fotos

Schade, dass wir die Lodge verlassen müssen, aber wir wollen noch mehr Costa Rica einziehen. Nach 2 ½ Stunden Rüttelfahrt, finden wir in die Zivilisation zurück. Obwohl es heute stark bewölkt ist und zeitweise einige Regengüsse fallen, ist es drückend heiss.  Auch der aktive Vulkan Arenal ist in Wolken gehüllt und die Gegend um den Vulkan ist voll touristisch, mit vielen Hotels, Shops, Touranbietern usw. Deshalb fahren wir den Arenalsee entlang weiter und quartieren uns ausserhalb Guadalajara in einem etwas heruntergekommenen Hotel ein. Dafür sind die Preise hoch und die Speisekarte äusserst knapp. Immerhin ist die Lage mit Seeblick nach Wunsch und beim Einnachten kurz nach 18 Uhr, hören und sehen wir die Natur vor der Terrasse. Verschiedene Grillenarten mit ohrenbetäubendem Lärm, in Variationen von Motorsägen, Modellflugzeugmotoren und defekten Alarmanlagen, und zwischendurch aus der Ferne, das Heulen von Brüllaffen. Auch einige Tukane zeigen sich trotz des regnerischen Abends.

Montag 5. Juni 2006

Guadalajara – Santa Elena (Monteverde Nationalpark)

Fotos

Vor 5 Uhr werden wir durch das fürchterliche Röhren von mehreren Brüllaffen geweckt. Also, wenn wir schon wach sind, dann packen und Abfahrt. Etappenweise Morgenessen in Tilaran, frisches Brot direkt vor der Bäckerei, Kaffee in einem Internetkaffee, in dem der Internetzugang nicht funktioniert. Dann, schon fast wie gewohnt, 30 km über ???, das auf der Karte als Strasse eingezeichnet  ist, Richtung Santa Elena, Monteverde Nationalpark, ein Nebelwald-Reservat auf 1'500 m Höhe, das wir gegen Mittag gut geschüttelt erreichen. Optimistisch gehen wir davon aus, dass unser Hyundai dabei keine fahrwichtigen Teile verloren hat. Für den  Nachmittag buchen wir den Skywalk: eine 3 km langer Erlebnistrail durch den Nebelwald, teilweise in oder über den Baumkronen, über acht leicht schwankenden Hängebrücken, in Höhen von 20 bis über 60 Metern über dem Boden. Das Gefühl aus der Vogel- und Affenperspektive über dem dichten Urwald ist einzigartig und wirklich das Geld wert. Als wir gegen Abend im lebhaften Dorf Santa Elena im Internetkaffee unserer Berichterstattung nachkommen, bricht ein heftiges Gewitter über die Berglandschaft herein. Die tiefen Gräben der „Strassen“ verwandeln sich in braune Bäche. Warum es Nebelwald heisst, erleben wir nach dem Nachtessen; die 20 Meter entfernte Zimmertür auf der Hotelterrasse ist kaum mehr sichtbar. Zum ersten Mal hier in Costa Rica, ziehen wir lange Hosen und mehr als ein T-Shirt an. 

Dienstag 6. Juni 2006

Santa Elena - Brasilito

Fotos

Wir verlassen das zentrale Hochland Richtung Pazifikküste. Die versprochene bessere Strasse spüren wir erst nach ca. 15 km so genanntem Fahrweg, kurz vor Las Juntas. Südwestwärts fahren wir weiter Richtung Tamarindo, welches wir am frühen Nachmittag erreichen. Was wir hier und in der näheren Umgebung antreffen ist nicht das Costa Rica, dass wir sehen wollen, aber leider Realität ist. Ein schrecklicher Tourismus und wahnsinniger Bauboom der Amis, ohne die nötigen Infrastrukturen des Landes, wie z.B. Zufahrtsstrassen, mit einzubeziehen. Schnell ist unsere Entscheidung gefällt, morgen möglichst schnell weiter südwärts, wo wir noch echtes Costa Rica erwarten. Nach einigem Suchen, teilweise unter Regenschauer von oben und rotbraunem Schlamm von unten, finden wir eine wirklich originelle und gemütliche Unterkunft im Conchal Hotel, im ebenfalls kurz vor der endgültigen Zerstörung befindlichen Brasilito. Das Nachtessen in einem 100%igen Ami-Restaurant (mit WirelessLan) ist zwar nicht billig, aber das T-Bone-Steak ist hervorragend. Schon vor und vor allem nach dem Essen bei einem Schlummertrunk auf der Hotelterrasse, ergiessen sich sintflutartige Regenfälle auf die Pazifikküstenregion. Wir hoffen, dass morgen noch ein Rest der vorhandenen Fahrwege für unsere „Flucht“ passierbar bleibt.

Mittwoch 7. Juni 2006

Brasilito – Playa Esterillos

Fotos

Der heutige Tag besteht vor allem aus südwärts Fahren. Unser Etappenziel Jaco ist für uns ebenfalls zu touristisch, jedoch nicht durchamerikanisiert, da hier vor allem Bewohner aus der Hauptstadt San José Ferien verbringen. Einige Kilometer südlich lassen wir uns im fast leeren Hotel Walt Paraiso (Walt Paraiso Hotel) nieder. Kurz vor der Dämmerung das Highlight des Tages: auf einem Baum neben der Hotelanlage landet ein grosser, roter Ara, der in die letzten Sonnenstrahlen krächzt. Ein unglaublich schönes Tier: knallrote Brust- und Schwanzfedern, gelbe und blaue Flügelzeichnung. Für mich geht damit ein jahrelanger Wunsch in Erfüllung, mein Lieblingstier in freier Wildbahn zu sehen. Die Einheimischen versprechen uns, dass morgens um 6 Uhr mindesten 20 dieser Papageien zu bewundern sind. Also ist sehr frühes Aufstehen angesagt.

Donnerstag 8. Juni 2006

Playa Esterillos

Fotos

Wir gönnen uns einen Ruhetag, wenn man das Aufstehen vor 6 Uhr nicht mit zählt. Aber wir wollen ja unsere roten Aras (Lapas rioja) sehen und die kommen wirklich; zwar nicht 20, aber immerhin 8 und es ist ein unglaubliches Gefühl diese bunten Riesenpapageien beim Fressen in den Bäumen zu beobachten. Da wir fast die einzigen Gäste des Hotels sind, werden wir auch beim ausgiebigen Frühstück gastfreundlich verwöhnt; unter anderem mit frisch gepflückten Mangos vom Baum nebenan. Es folgt ein ausgiebiger Strandspaziergang bis kurz vor Mittag. Dann zwingt uns die Hitze zu einem Poolbesuch, einem kühlen Imperial und zu einer ausgiebigen Siesta.

Freitag 9. Juni 2006

Playa Esterillos

Fotos

Da heute Costa Rica das WM Eröffnungsspiel gegen Deutschland austrägt, beschliessen wir noch einen Tag hier zu bleiben und das Spiel um 10 Uhr morgens, im TV in der offenen Hotelbar anzuschauen, nachdem wir uns nochmals versichern, dass alle Anwesenden Bescheid wissen, dass wir nicht aus Deutschland kommen. Trotz der Niederlage hält sich die Enttäuschung der Ticos in Grenzen, da wohl niemand wirklich mit einem Sieg gerechnet hat. Übrigens, unsere Ara’s besuchten uns heute morgen früh in einer stattlichen 18er Gruppe.

Samstag 10. Juni 2006

Playa Esterillos - Quepos (Manuel Antonio Nationalpark)

Fotos

Nur eine Strecke von knapp 50 Km liegt heute vor uns, die gute Strasse führt uns grösstenteils durch Palmenplantagen (Palmölproduktion), welche kranken Bananenplantagen weichen mussten. Oberhalb Quepos befindet sich der Manuel Antonio Nationalpark, der eigentlich schön, aber viel zu touristisch ist. Es beginnt mit einer ausgiebigen Bootsfahrt von 14,7 Metern über ein Flüsschen zum Parkeingang, die uns bereits 2$ kostet. Die schönen Strände sind grösstenteils überfüllt, die Affen, die wir hier antreffen, schon touristisch-verhaltensgestört. Immerhin erfreuen uns einige schöne Leguane, die sich gut getarnt auf Ästen sonnen. Dennoch verdienen wir unseren kühlen Drink, nach einer zweistündigen, teilweise steilen, Wanderung im sehr feuchten Regenwald, meisten  entlang oder oberhalb der Küste. Das Abendessen geniessen wir im Le Avion, einem Restaurant, das um eine in Nicaragua notgelandete C-134 gebaut wurde; das Angebot und die Preise sind amerikanisch. Wettermässig erleben wir seit mehren Tagen das Gleiche. Nach einem trockenen, heissen und bewölktem Tag, gegen 17 Uhr tropische Gewitter, die teilweise in oder über die Nacht anhalten.

Sonntag 11. Juni 2006

QueposPlaya Turtuga

Fotos

Südwärts bei schönstem Sonnenschein geht’s los und wieder auf einer fürchterlichen, unasphaltierten 40 km langen Piste. Kurz nach der Hälfte die Überraschung: die weggerissene Brücke über den Fluss fehlt zwar schon über ein Jahr, doch durch die heftigen Niederschläge der letzten Nacht führt der Fluss ein Mehrfaches der normalen Wassermenge, mit Tiefen von 1 Meter und bemerkenswerter Strömung. Mit einem unguten Gefühl beobachten wir einige Einheimische, die mit ihren Geländewagen den Fluss durchqueren und dabei von der Strömung teilweise von ihrem Kurs abgetrieben werden. Wir müssen entscheiden, entweder umkehren und einen Umweg von ca. 150 km (=1 Tag) in Kauf nehmen oder durch. Einstimmig gewinnt „durch“. Geländegang und Sperrdifferenzial einschalten, Geld und Pässe im Rucksack griffbereit verstauen, dann ein kurzer aber heftiger Adrenalinschub, der uns noch mehr Schweissperlen aus den Poren treibt und gefühlvolles aber bestimmtes Gas geben. Heftiges Rumpeln und einige ungewöhnliche Geräusche unseres Diesels sind spür- und hörbar, aber alles geht gut. Stolz begutachten wir am andern Ufer, wie die nächsten Wagen diese Hürde bewältigen müssen. Der Ort Dominical, den wir anschliessend erreichen, erweist sich als ziemlich schmuddliges Kaff und so zeigen sich auch die 3 Hotels. Wir stellen fest, dass die Unterkunftsmöglichkeiten hier im Süden nur spärlich und nicht unseren Vorstellungen entsprechend, vorhanden sind. Wir finden schliesslich einige km südlich, oberhalb der Playa Tortuga, Bungalows mit herrlicher Aussicht auf den Pazifik. Vom stolzen 80$ Preis pro Zimmer, müssen wohl mindesten 50$ für die Aussicht berechnet worden sein.

Montag 12. Juni 2006

Playa Turtuga - Orosi

Fotos

Leicht enttäuscht verlassen wir die Pazifikküste Richtung zentrales Hochland. Nach 2.5 Std. Fahrt steigen wir von 0 auf 3'400 Meter Höhe! Das ist der höchstgelegene Punkt der ganzen Panamericana (Strasse Alaska – Feuerland). Wir empfinden es richtig angenehm, nach mehreren Tagen in der feuchten Hitze, nicht mehr zu schwitzen. Ein schönes Beispiel der costaricanischen Herzlichkeit erleben wir bei einem kurzen Halt in einer einfachen Kaffeebaracke: zum Kaffee wird uns frisches Bananenbrot serviert und vor der Abfahrt beschenkt der Besitzer unsere weiblichen Reiseteilnehmerinnen mit einer frisch aus dem Garten geschnittenen Calla. Am frühen Nachmittag quartieren wir uns wiederum in der empfehlenswerten Tetey Lodge in Orosi ein (Tetey-lodge-in-Oro).

Dienstag 13. Juni 2006

OrosiParaiso - Cartago - Orosi

Fotos

Shopping steht heute auf dem Programm. Aber sowohl in Paraiso wie auch im grösseren Cartago ist das Angebot eher dürftig; so spart man auch Geld. Bei einer Cola verfolgen wir kurz nach Mittag die letzten 20 Minuten des Spiels Schweiz – Frankreich. Da wir die Strasse nach Asseri nicht finden, weil wieder einmal absolut keine Wegweiser vorhanden sind, beschliessen wir an den Orosisee zurückzufahren und in einem gemütlichen Restaurant mit Seeblick und riesigem tropischen Park, frühzeitig zu essen, damit wir noch vor dem Eindunkeln zurück in unsere Lodge gelangen.

Mittwoch 14. Juni 2006

Orosi – Fortuna

Fotos

Wir suchen nach interessanten Aufenthaltsmöglichkeiten für die letzten Tage in Costa Rica und beschliessen, dass dies die Gegend um den Vulkan Poàs, nördlich von San José sein soll. Nach dem wir San José fast mühelos durchquert und hinter uns gelassen haben, steigt die Strasse gegen den 2'700 m hohen Vulkan teilweise steil an, die Temperatur wird merklich kühler. Die wenigen Unterkunftsmöglichkeiten passen uns nicht und wir beschliessen zum südwestlich gelegenen Kunsthandwerksstädtchen Sarchi zu fahren. Hier wierden neben Souvenirs aus Holz und Leder, tatsächlich noch die bunt bemalten, zweiräderigen Ochsenkarren hergestellt, alles in Handarbeit. Wir suchen nach einer Unterkunft im nördlich verlaufenden Hochtal, wo wir von einem sintflutartigen Gewitter überrascht werden. Strassen und Bäche sind kaum mehr zu unterscheiden. Heute bekommen wir erstmals die Regenzeit richtig zu spüren. Bei dunkelgrau verhängtem Himmel fahren wir weiter nordwärts und landen schlussendlich in Fortuna direkt am Fusse des Vulkans Arenal, wo wir bereits vor 10 Tagen vorbeifuhren. Im Hotel La Pradera (www.lapraderadelarenal.com) finden wir unsere gewünschte Bleibe und erst noch mit direkter Sicht auf den Arenal, der die Form eines von Kinderhand gezeichneten Vulkans aufweist. Nach einem herrlichen Abendessen in einem Steakhouse ist tatsächlich Sternenhimmel sichtbar, und bei ausgeschaltetem Licht, sind die rot schimmernden Eruptionen auf dem Gipfel des aktiven Vulkans gut sichtbar. Wir gehen davon aus, trotzdem ruhig zu schlafen.

Donnerstag 15. Juni2006

Fortuna

Fotos

Meine Mitreisenden sind bereit für einen Ausflug in die Region, werden aber durch eine defekte Autobatterie dabei blockiert. Ich habe mich bereits vorher für eine zweistündige ATV-Tour entschieden. Zuerst eine erste Trainingsrunde neben dem Hotel, dann ab Richtung Wildnis am Fuss des Arenal. Da ich der einzige Teilnehmer bin, geniesse ich meinen privaten Guide, der mir sein Können mit dem Gerät im Gelände vorführt. Seine Honda bleibt in einem Schlammloch stecken, meine Alternativpassage führt zum Kippen meines ATV (mit rechtzeitigem Absprung meinerseits). Mit gemeinsamen Kräften machen wir unsere Fahrzeuge wieder flott. Danach wieder Fun pur: dreckschleudernde Fahrt in möglichem und unmöglichem Gelände und zweimalige Flussdurchquerung des Rio Arenal. Zufrieden, ausgetobt, mit leicht schmerzenden Armen und Schultern kehre ich schweissnass und dreckig wie drei Schweine zurück (meine persönliche Therapieempfehlung für alle Frustis). Eine Ersatzbatterie für unseren Hyundai wird kurz nach Mittag durch einen weissbehemdeten, mobilen Mechaniker eingebaut. Poolbesuch, WM-Spiel im TV und Siesta füllen den Nachmittag aus. Kurz vor dem Nachtessen wieder ein fürchterliches Tropengewitter, welches beinahe unsere Zimmer flutet. Im Laufe des Abends, ist nochmals ein durch die Wolken abgeschwächtes, rotglühendes Lavaspeien der Arenals zu bestaunen.

Freitag 16. Juni 2006

Fortuna - Puerto Viejo de Sarapiquí (La Quinta)

Fotos

Wir beschliessen die letzten zwei Tage an einem Ort zu verbringen, der uns gefallen hat: im La Quinta (https://laquintacostarica.com/), in der Nähe von Puerto Viejo de Sarapiqui, etwa zwei bis drei Fahrstunden vom Flughafen San José entfernt. Diese mit dem nötigsten Komfort ausgestattete Bungalowanlage, ist ruhig gelegen und von einem riesengrossen, tropischen Garten und einem Fluss umgeben. Nach der Ankunft holpern wir auf Schotterstrassen in der näheren Umgebung herum, welche von endlosen Ananasplantagen beherrscht wird. Voll mit Früchten beladene Trucks sind neben uns zuwinkenden und lachenden Ananaspflückern und ihren spärlichen Behausungen, fast das Einzige, was hier existiert. (für Botaniklaien: eine Ananas wächst bis zu ihrer Reife, je nach Sorte, zwischen 24 und 40 Monaten!). Etwas nachdenklich stimmt uns, dass den Plantagen, die natürlichen, lichten Wälder, mit edlen Tropenhölzern, weichen mussten. Dafür haben aber einige Tausend Ticos hier ihre Arbeit und ihr Einkommen; das grosse Geld garnieren aber sicher die Aktionäre von Dôle und Del Monte, deren Logos hier allgegenwärtig ist. Ein feines Nachtessen in einem einfachen, typischen, direkt am Fluss gelegen Restaurant und ein, zwei … kühle Drinks auf unserer bambusbedeckten, voller Grünzeug umgebenden Terrasse, beschliessen den heutigen, heissen Tag.

Samstag 17. Juni 2006

Puerto Viejo de Sarapiquí (La Quinta)

Fotos

Der letzte volle Ferientag ist ziemlich regnerisch, was uns aber ziemlich egal ist, da wir einen Ruhetag im Hotel vorgesehen haben. In der Hängematte liegen, lesen, im riesengrossen Park herumschlendern, WM-Spiele anschauen und natürlich noch die letzten Bilder auf das Web laden.

Sonntag 18. Juni 2006

Puerto Viejo de Sarapiquí – Vulkan Poás - San José – Madrid - Zürich

Fotos

Die letzte längere Fahrt in Costa Rica führt uns aus dem nördlichen Tiefland über das dicht bewachsene Zentralgebirge in Richtung Vulkan Poás, welcher eine knappe Fahrstunde oberhalb San José liegt. Wieder haben wir Wetterglück. Der 2'700 m hohe Vulkan ist nämlich besonders nach dem Mittag oft in dichte Wolken gehüllt und es weht für hiesige Verhältnisse ein kühler Wind. Es stimmt uns nachdenklich, dass der aktive, vor sich hinblubbernde und nach Schwefel stinkende Vulkan so nahe oberhalb der Millionenstadt San José liegt. Der Iberia Flug nach Madrid ist restlos überbucht und kurz vor dem Boarding die Überraschung: neben einigen anderen, werden auch unsere Namen aufgerufen. Beim erstaunten Nachfragen werden unsere Tickets gegen Business-Class-Tickets upgegradet! (merci Iberia) Trotz des aktuellen Bummelstreiks des Iberia-Kabinenpersonals (es wird nur ein minimaler Service angeboten), geniessen wir mehrere Stunden Schlaf mit ausgestreckten Beinen in den grosszügigen und bequemen Liegesesseln des Airbus A340-600. Nach 4 Stunden Aufenthalt in Madrid Barajes und dem Anschlussflug, treffen wir kurz nach 23 Uhr in Zürich Kloten ein.

 

Résumé – Reisetipps

Wir haben auf unserer Costa Rica Reise ein sehr interessantes, überraschend sauberes, durchwegs grünes, vielfältiges Land kennen gelernt, welches eine überdurchschnittliche Pflanzen- und Tierwelt zu bieten hat. Die Ticos leben naturverbunden und sind gegenüber Touristen sehr gastfreundlich und offen und auch wenn teilweise Sprachprobleme auftraten, verstanden haben wir uns gegenseitig immer. Mit heftigem Schwitzen im feuchtheissen Klima, muss während der Regenzeit (oft Gewitter gegen Abend) gerechnet werden. Das individuelle Reisen ist unproblematisch und zu empfehlen. Negativ aufgefallen sind die vielen fürchterlichen Strassen, welche ein 4x4 Fahrzeug nötig machen. Fahrten in der Dunkelheit sollten möglichst vermieden werden. Wegweiser sind in manchen Gebieten praktisch inexistent; ein Kompass und möglichst gute Strassenkarten sind empfehlenswert. Ebenfalls der aufkommende Massentourismus an der Pazifikküste durch amerikanische Investoren, hat nicht unsere Begeisterung gefunden. Hier stimmen oft Preis und Leistung nicht mehr überein, zudem werden riesige Ferienanlagen in Naturgebiete, ohne die nötige Infrastruktur, hineingebaut. Sollte dieser Boom anhalten, können in einigen Jahren sicher keine Ara-Schwärme oder sonnende Leguane am Strand mehr bestaunt werden. Preislich kann Costa Rica nicht als Billigland, wie z.B. Brasilien, bezeichnet werden, aber im Vergleich mit Europa oder USA ist es günstiger. Ein Essen mit Fleisch oder Fisch und Beilagen kostet in Restaurants ca. CHF 6 – 12, in Sodas (einfache, kioskähnliche Familiengeschäfte) ab CHF 2.50. Unsere bevorzugten Hotelunterkünfte befanden sich selten in Ortschaften, sondern eher abgelegen in der Natur. Die Internetanbindung ist noch stark entwicklungsfähig, aber non-Highspeed-Möglichkeiten findet man fast in jedem grösseren Ort. Die typische und einfache Küche war für uns kein Problem. Reis mit schwarzen Bohnen ist überall und zu jeder Tageszeit erhältlich. Poulet und Fisch werden in jedem Restaurant angeboten, in Gebieten mit Viehwirtschaft sogar teilweise saftige, herrliche Steaks. Imperial, „das Costa Rica Bier“ ist echt gut und würde sich bestimmt auch bei uns verkaufen lassen. Als Zahlungsmittel können Kreditkarten (Visa, MasterCard) in vielen Hotels, Restaurants und grösseren Einkaufsläden verwendet werden, Bargeldbezug bei Bankomaten ist damit ebenfalls möglich; neben der Lokalwährung Colones (1'000 Col = ca. CHF 2.50), werden auch fast überall US$ angenommen, meist zu einem fairen Wechselkurs. Travellerchecks sind als Reserve ok, werden aber wegen einer 45tägigen Sperrfrist nicht überall, oder ungern angenommen. Auf Banken können sie problemlos (mit Reisepass) eingelöst werden.