image001

 

> clicknet.ch            

Reisetagebuch Costa Rica 23. Mai – 14. Juni 2007

> alle Fotos       

 

Mittwoch 23. Mai 2007       

Zürich - Madrid - San José ????  >>> Panama City

> Fotos

Alles läuft wie geplant, keine Warteschlangen, pünktlich, eben wie es sein sollte; ausser der Landung in San José: sehr dichte Wolken und Regen über der Hauptstadt. Landeklappen draussen, Fahrgestell ist ausgefahren. Dann einige Meter über dem Boden Vollschub, Fahrwerk ein und achterbahnmässig wieder nach oben, so dass unser Hiterteil tief in die Sitzfläche eintaucht. Ziemliche Stille in der fast voll besetzten Maschine. Dann 30 Min. Rechteckflug in dichtem Wolkenhimmel von San José. Landeanflug der zweite…. vermutlich wieder kurz über dem Boden (gesehen hat man nichts) wieder Achterbahnfeeling mit Vollschub nach oben. Totenstille im Flugzeug ausser den heulenden Turbinen. Auf den Monitoren der Onboardkamera, die am Flugzeugheck montiert ist, sieht man knapp bis zu den Flügeln. Der vorderste Teil der Maschine verschwindet im Grau der Wolken. Nach ein paar Minuten die spanische Durchsage des Kapitäns, dass er resigniert hat und dass wir nach Panama City fliegen werden. 40 Minuten später landen wir tatsächlich in Panama. Was nun, heftiges Durcheinander der über 300 Passagiere. Einige Glückliche wollten planmässig hier hin und sehen uns mitleidig an. Ein Iberiamitarbeiter mit Schweissperlen auf der Stirn fängt an zu organisieren: 15 Passagiere schleichen weg Richtung Flug nach El Salvador, etwa 20 Richtung Nicaragua und einige weitere nach Honduras.

Die Schweissperlen häufen sich und rollen nun über das ganze Gesicht des Iberiamanagers, als er uns mitteilt: heute kein Flug mehr nach San José und alle Hotels in Panama ausgebucht! Einige Passagiere, die man bisher kaum wahrgenommen hat, werden plötzlich laut, es reden mehrere mit- und durcheinander, die Nerven sind bei fast allen ziemlich angespannt, bei einigen liegen sie blank. So gegen 19:00 Uhr taucht Mr. Iberia wieder auf, die Schweissperlenmenge ist stabil geblieben, und verkündet uns lächelnd, dass er vermutlich eine Lösung gefunden hat, aber wie üblich in dieser Region, Warten ist angesagt. Dann sein grosser Auftritt: ein Hotel sei gefunden, in Kürze werden uns zwei Busse vom Flugplatz abholen. Wir werden mit einer speziellen Transitkarte ausgestattet, damit die panamesischen Zollformalitäten auf ein Minimum reduziert werden können. Im Gänsemarsch durchqueren wir Iberianer den Flughafen Tocumen Panama, Richtung Ausgangshalle. Ich beschliesse die klimatisierte Halle zu verlassen und draussen im feuchtwarmen Abendklima zu warten (Jeder Raucher wird mich nach 16 Stunden Nicotinabstinenz verstehen). Einige Zigaretten später treffen tatsächlich zwei Busse ein und bringen uns zum Flughafenhotel Riande. Was nun hier abgeht vermag ich nicht zu beschreiben, macht euch selber ein Bild. Hier die Facts: ca. 150 übermüdete, genervte Passagiere treffen in der Hotellobby ein, wo gemäss Aussagen ca. 50 Zimmer sofort oder auch etwas später zur Verfügung stehen. Nach einer Stunde konnten wir zwei Dinervouchers ergattern um am fast leer gefressenen Buffet die Teller mit dem Übriggebliebenen zu garnieren. Ein anschliessender kühler GinTonic und ein Glas Rotwein in der Hotelbar geben uns Kraft, nochmals an der Lobby um ein oder zwei Betten zu kämpfen. Ich bin derart müde, dass ich es aufgebe und mich auf ein Sofa horizontal niederlasse, was einem Securityman des Hotels nicht passt. Sein Englisch ist besser als mein Spanisch, also versuche ich ihm unsere Alternativen zu erklären: entweder Zimmer oder ich werde mich diese Nacht auf dem Sofa der Hotellobby einrichten. Als sich meine Augen schon wieder unfreiwillig schliessen, klimpert mich Monika mit einem Zimmerschlüssel wach. Also, geht doch. Ausgerüstet mit Kamera, Laptop, Geld und Flugtickets beziehen wir unser wassergeschädigtes Zimmer, nachdem wir uns im Hotelkiosk zusätzlich mit Zahnbürste und zwei frischen Panama-Tshirt eingedeckt haben. Unser Gepäck bleibt natürlich sicher verwahrt im Flughafen. Ein über 30stündiger Tag neigt sich gegen Mitternacht in einem breiten, weichen panamesischen Hotelbett dem Ende entgegen.

 

Donnerstag 24. Mai 2007       

Panama City - San José

 

Nach mehreren Stunden Schlaf sieht alles viel besser aus: Frühstück mit herrlichem Kaffe und frischen Früchten, danach im vollgestopften, dreissigjährigen und unklimatisiertem Hotelbus zum Flughafen. Während des unfreiwilligen Panamatrips lassen sich LOSTähnliche Verhaltensmuster der Teilnehmer erkennen. Verschiedne internationale Grüppchenbildungen, schwierige Einzelgänger und die Bildung einer grösseren Vereinigung von Panama-Tshirt-Trägern, wobei die männlichen Mitglieder zusätzlich durch ihre Unrasiertheit noch enger miteinander verbunden zu sein scheinen.

Gegen 11 Uhr taucht stolz Mr. Iberia wieder in der Wartehalle auf und erklärt uns, dass wir mit der gleichen Maschine und der gleichen Crew um 12:30 nach Costa Rica zurückfliegen können. So geschiet es. Beim Landeanflug erneut Regenschauer, was ausnahmslos bei allen die Frage aufwirft „schafft er’s nun im dritten Anlauf?“. Er schafft’s. Kurz nach der Landung ein Wolkenbruch über San José, der eine Landung wieder verunmöglicht hätte. Bei Adobe  (hat absolut nichts mit Acrobat oder so zu tun) nehmen wir unseren Daihatsu BeGo 4x4 im Empfang. Ein 07 Modell, nur die Pneus scheinen einige Jahre älter zu sein. Vermutlich werden sie von den Mitarbeitern der Mietwagenfirmen auf ihren privaten Autos zuerst gut eingefahren. Nach 10 Minuten erreichen wir unsere Unterkunft etwas ausserhalb von Alajuela , ein grosszügiger Bungalow mit Küche, Wohn-, Ess- und drei Schlafzimmern und funktionsfähigem Linksys WlanRouter im Wintergarten. Was will man noch mehr? Nach kurzem Einkauf in einem grösseren Supermarkt, ein erstes Apèro im Garten. Nach dem Essen so gegen 19 Uhr ist es stockfinster, also die ideale Zeit, um bei einem Scotch mit viel Eis, die Bilder- und Tagebucharbeit zu erledigen. Wir hoffen, dass unsere Ferienroute ab jetzt nicht mehr fremdbestimmt sein wird.

 

Freitag 25. Mai 2007       

San José - Curubande

> Fotos

Diese Ferien keine schwarzen Bohnen, war ganz klar mein Ziel. Aber beim ersten Frühstück in Costa Rica ist dieses Ziel schon vor 7 Uhr hinfällig. „do you like eggs?“ war die Frage der netten Besitzerin von Colibri Villas, welche ich bejahte. 4 Minuten später steht ein Teller mit Rührei und einer Portion Gallo Pinto auf dem Tisch; dazu frische Papayas und in Honig gebratene Ananas. Also leide ich mich. Gegen 8 Uhr starten wir auf der Panamericana Richtung Provinz Cuanacaste. Auf die in allen Grössen, Formen und Tiefen vorkommenden Löcher in der Strasse, können wir uns diesmal schnell einstellen. Einige Kilometer südlich von Liberia verändert sich die Fauna: weniger palmenartige Gewächse, dafür mehr blättrige Bäume und Sträucher und weniger dicht bewachsen, nicht mehr so üppig grün, etwas trockener. Die riesigen Weideflächen mit unzähligen Rindern erinnern an Ranches in den USA. Nach einem kurzen Halt in der Provinzhauptstadt Liberia, nehmen wir die letzten Kilometer Richtung Rincon de la Vieja Nationalpark in Angriff, um unsere Unterkunft für die nächsten zwei Nächte, die Arome de Campo Lodge,  auf Empfehlung von Lille und Märku, zu erreichen. Neben dem nur spanisch sprechenden Mädchen für Alles, begrüssen uns ein grosser und ein kleiner Hund, drei Katzen und Coco, der grüne Papagei. Die beiden Boas im Käfig scheinen unsere Ankunft nicht mitbekommen zu haben. Dass wir die einzigen Gäste sind, wissen wohl auch die Tiere, die uns ziemlich auf Trab halten. Die Besitzer sind wegen ihren Kindern nach San José gezogen und Silvia aus Süddeutschland führt nun das Vierzimmerhaus. Ein kühles Imperial, etwas Gewitterregen, spielen und streicheln der Tiere, beobachten der die vielen kreischenden Zwergpapageien – ein relaxter Nachmittag mitten in einem grünen Naturparadies.

 

Samstag 26. Mai 2007       

Nationalpark Rincon de la Vieja - Curubande

> Fotos

PaaPaa !!! schreit um 6 Uhr Papagei Coco, sicher zehn mal und in übernatürlicher Lautstärke. An Weiterschlaf ist nicht zu denken. Dazu überfliegen mehrere Zwergpapageienschwärme, mit ebenfalls lautem Gekreische, die Lodge. Beim Öffnen der Zimmertüre stürmen Katzen und Hunde auf mich zu. Ein dritter Hund, eine etwa 40 Kilo schwere amerikanische Bulldogge mit Tigermuster, verstärkt das uns schon bekannte Rudel - der Wachhund der Lodge. Obwohl ich gar nicht will, erwarten alle Viecher ihre Streicheleinheiten und meine Spielbereitschaft. Das Gewicht der beiden grossen Hunde spüre ich mehrmals deutlich auf meinen nackten Füssen. Nach dem herrlichen Frühstück packen wir gemütlich unsere Sachen, um eine Wanderung im Nationalpark zu unternehmen. Das Wetter ist bedeckt, die Temperatur mit etwa 25 Grad scheint angenehm. Der Ranger am Parkeingang will ziemlich genau wissen, welchen Trail wir laufen wollen und notiert alles genau inklusiv unsere Namen. Wir überlegen uns, ob hier schon viele Touristen verschollen oder ob die Daten für das Statistische Amt in Costa Rica bestimmt sind. Der grösste Teil der Strecke führt durch ziemlich finsteren, feuchten Regenwald und lässt uns schon nach dem ersten Anstieg gehörig schwitzen. Der etwa dreistündige Rundgang führt uns an mehreren Fumarolen vorbei, welche mehr oder weniger heftig Dampf ablassen, plubbern oder nach Schwefel stinken. Der Vulkan Rincon bleibt ständig wolkenverhangen. Während der Wanderung sorgen Vogelstimmen in den unterschiedlichsten Variationen, Begegnungen mit einem Aguti und seinen zwei Jungen und mit mehreren Nasenbären, für Abwechslung. Kurz nach Mittag kehren wir über das holprige Strässchen in die Lodge zurück: Siesta und Relaxen steht auf dem Programm. Kurz vor dem Nachtessen besuchen uns 2 Tukanpaare, die auf einem Baum neben der Lodge einen zehnminütigen Flugstopp einlegen.

 

Sonntag 27. Mai 2007       

CurubandeBrasilito, Playa Conchal

> Fotos

Während der ganzen Nacht heftiger Regen. Sogar Coco brachte um 6 Uhr nur ein paar unmotivierte Krächzer hervor. Eigentlich war die Playa de Coco unser heutiges Tagesziel. Aber Silvia hat uns davon schwer abgeraten: total vertouristet, horrender Bauboom, steigende Kriminalität. Also entschliessen wir uns für Brasilito, um nicht eine zu weite Strecke auf die Halbinsel Nicoya fahren zu müssen. Aus den letzen Ferien kennen wir hier ein gemütliches Hotel, und ein für Costa Rica Verhältnisse nicht billiges aber hervorragendes Restaurant, das Happy Snapper mit Beach Front Lage, wo Tenderloin Steaks serviert werden, gegen die 30 Grad warme Butter direkt zäh erscheint. Kurz nach Mittag erreichen wir Brasilito, nachdem wir jetzt ohne Regen unterwegs im Cafe Europa, mit deutscher Bäckerei und wireless Lan, einen einstündigen Stopp einlegen, um unseren online Verpflichtungen nachzukommen. Am Nachmittag zeigt uns ein ausgedehnter Spaziergang entlang der sonnigen Playa Conchal, Verhältnisse, die gegensätzlicher nicht sein können. Auf der einen Seite weiter, naturbelassener, breiter, hellsandiger Pazifikstrand, wo Leguane und Brüllaffen leben und Einheimische ihr Sonntagsstrandleben geniessen und 40 Meter landeinwärts, die hohen Mauern eines gigantischen amerikanischen Luxusressorts, welche die Strandlandschaft brutal zerschneiden und aus dem unpassende, laute  Musik und besoffene Allinclusivgäste hörbar sind. Früh, aber dennoch müde, ist Schlafen angesagt, nachdem ich gleichentags als Señor, Amigo und Sir angesprochen wurde.

 

Montag 28. Mai 2007       

BrasilitoNosara

> Fotos

Bei Gewitterstimmung verlassen wir Brasilito, nachdem wir erst gegen 8 Uhr aufwachen. Die Strasse ist gegenüber letztem Jahr nicht wieder zu erkennen: asphaltiert, keine Löcher, richtig angenehm. Über Benem und Nicoya fahren wir der Pazifikküste auf der Halbinsel Nicoya entgegen. Grüne hügelige Landschaft, armselige Behausungen aber eine akzeptable Strasse bringt uns an die 35 km entfernte Küste Richtung Samara. Kurz davor die Abzweigung nach Nosara, wo den Strassenbauern der Asphalt ausgegangen ist. Dafür hat der Regen der vergangenen Tage die sonst staubige Piste in ein schlammiges und rutschiges Strässchen verwandelt. Die anvisierte Lagarta Lodge ist wegen Umbau und Ferien geschlossen. Die Suiza Lodge, als Alternative, wird kurz vor dem Erreichen durch den, den Weg kreuzenden Besitzer, in waschechtem Baselditsch, ebenfalls als geschlossen erklärt, da seine Frau in der Schweiz in den Ferien weilt und er den ganzen Service nicht alleine managen will – er erwarte uns aber zu einem Bier. Sein Tipp ist das Giardino Tropicale, das von Marcel, einem Schweizer aus Biel, der seit neun Jahren in Costa Rica lebt, aufgebaut und geführt wird. Hier finden wir angenehme Bungalowzimmer in einer hübschen Anlage mit schönem Garten, bei der nach Angabe der Mac-Adresse meines Laptops, unter der schattigen Veranda mit Highspeed eine wireless Internetverbindung möglich ist. Ein erster Spaziergang an der Playa Nosara zeigt uns mehrere wellenhungrige Surfer, die unentwegt die Pazifikwellen auszunützen versuchen. Bei einem kühlen Bier am Hotelpool nähert sich uns leicht aufdringlich Gail, eine amerikanische Mittfünfzigerin, die mit ihrem Begleiter aus Nebraska, eine Flasche Rum mit Eis und Coke unschädlich macht. In knapp drei Minuten weiss ich das Wichtigste aus ihrem Leben und das hier der absolut schönste Platz in Costa Rica ist. Monikas Freundin, aber auch nicht meine, scheint sie nicht wirklich zu werden. Ein feines Nachtessen im erhöht über der Anlage liegenden, offenen Restaurant, beschliesst unseren heutigen Tag.

 

Dienstag 29. Mai 2007       

NosaraOstional - Nosara

> Fotos

Brutal: kurz nach 5 Uhr das Megagebrüll von mehreren Mantelbrüllaffenfamilien. Nach einer Stunde weiterdösen mit den erwähnten  Nebengeräuschen, stehen wir auf. Bewölktes Wetter, aber schon um diese Zeit mindestens 25 Grad. Nach 20 Minuten besucht uns eine Brüllaffenfamilie auf dem Baum neben unserem Bungalow; ob hier Menschen oder gar Touristen anwesend sind, scheint sie absolut nicht zu interessieren. Das Familienoberhaupt, welches seine sekundären Geschlechtsmerkmale in einem auffallend weissen Geplampe nach sich zieht, brüllt aus vollen Rohren in den warmen Morgen, so dass bei uns fast die Bauchdecke vibriert. Als er sich beruhigt hat, ist putzen und schlafen auf dem Baum angesagt und wir können uns zum Frühstück an den Pool bewegen. Ein Ausflug an den berühmten Schildkrötenstrand nach Ostional steht bevor. Die Holperstrasse ist teilweise mit zwanzig Zentimeter hohem, entweder grauem oder rotem Schlamm bedeckt. Vor der ersten Flussüberquerung kommen uns Bilder der letzten Ferien hoch: der Fluss ist aber nicht so breit und auch die Wassermenge ist nicht furchterregend. Bei der zweiten Durchquerung legen wir noch einen kleinen Sicherheitsstopp ein, bei der Dritten fahren wir einfach drauflos. Playa Ostional finden wir menschen- und schildkrötenleer, wir haben auch keine erwartet - Schildkröten. Sie kommen im Monatsrythmus um ihre Eier in den Sand zu legen; ihr Legekalender ist uns aber leider nicht bekannt. Nach dem wir die Stimmung des schönen Strandes mehrere Minuten eingezogen haben, fahren wir noch etwas weiter nordwärts und kehren dann um. Anschliessend erfolgt ein ausgiebiges Nosara Sightseeing. Sonne und blauer Himmel zeigen sich - Poolerfrischung, etwas lesen und schreiben und ein vorabendlicher Strandspaziergang an der ebenfalls fast menschenleeren Playa Nosara, runden den Tag ab. Über das anschliessend wieder exzellente Nachtessen werden hier keine Details veröffentlicht – schliesslich beteiligt sich ja auch keiner der Leser an den Kosten!

 

Mittwoch  30. Mai 2007       

Nosara - Samara

> Fotos

Auch ohne ihn zu stellen, funktioniert der Brüllaffenwecker auch heute, Nach dem Frühstück plaudern wir gemütlich mit Marcel und erfahren mit welchen Problemen und Sorgen ein Schweizer in Costa Rica zu leben hat. Kurz nach 10 Uhr fahren wir los, um die geplant kurze Etappe nach Samara hinter uns zu bringen. Wir wählen die direktere Küstenstrasse. Aber in Costa Rica lässt sich eben nicht alles genau planen. Kurz vor Samara eine Flussdurchquerung: im Hochwasser führenden und von der Erde rot gefärbten Fluss steckt ein grösserer 4x4 Pickup fest. Der Fahrer ist nicht mehr sichtbar, zudem wissen wir, dass in dieser Gegend Krokodile nicht selten vorkommen. Da unser Daihatsu weder Geländegänge noch ein Sperrdifferenzial besitzt, müssen wir den einzig vernünftigen Entscheid fällen und umdrehen und den etwa 15 km längeren Weg über Buenovista zu fahren. Kurz nach Mittag sehen wir uns in Samara nach einem gemütlichen Hotel um. Der Ort ist für uns schon etwas zu touristisch und so beschliessen wir die Flying Crokodile Lodge etwas nördlich anzusteuern. Auf dem schmalen, schlammigen Weg dorthin, treffen wir wieder auf denselben Fluss, diesmal etwas westlicher und natürlich wieder ohne Brücke. Also, umdisponieren und nicht ganz befriedigt mieten wir uns im Hotel Bellavista in Samara ein Zimmer für diese Nacht.

 

Donnerstag  31. Mai 2007       

Samara - Cabuja

> Fotos

Frühstück mit Sicht auf die Bucht von Samara. Wir erkundigen uns beim Hotelbesitzer nach den möglichen Routen, um zur Südspitze der Halbinsel Nicoya zu gelangen. Der direkte Küstenweg ist zurzeit wegen der Wassermengen unmöglich zu fahren. Die mittlere Variante nur mit einem echten Geländewagen. Also bleibt uns nur die Option, die weiteste Strecke mit etwas besseren Strassen, ganz im Osten zu wählen. Das Wetter ist regnerisch, die Temperatur knapp unter 30 Grad. Die Strassen sind erstaunlich gut. Seit letztem Jahr wurden überraschend viele Strassen saniert. Zwischen Naranja und Paquera führt die kurvenreiche Naturstrasse in mehrmaligem auf und ab, durch den nebelverhangenen Regenwald mit teilweise gigantischen Bäumen und tatsächlich regnet es auch nun stärker; wir geniessen eine nasse aber dennoch reizvolle Kulisse. Weiter geht es entlang der Playa Tambor, die, wie wir befürchtet haben, fest in amerikanischer Tourismushand ist. Mehrere riesige Ressorts, mit eigenen Golfplätzen, grenzen das Gelände von der Strasse gegen die Küste ab. Kurz vor unserem geplanten Tagesziel Montezuma, öffnet der graue Pazifikhimmel die Schleusen und es schüttet wie aus Kübeln. Durch Montezuma fliessen Bäche, wo vorher einigermassen befahrbare Wege waren. Ist dies nun „die Rache des Montezuma“?. Montezuma ist von den Bewohnern und der Art her, vergleichbar mit Cahuita an der Karibikküste. Unsere zwei favorisierten Hotels sind beide geschlossen, das Horizonte sogar bis Ende Oktober! Vom B&B Arome de Campo wurde uns ein Flyer des Hotels Celaje in Cabujya mitgegeben, welches 7 km südlich liegt und 1 km vom ältesten Naturreservat Costa Ricas, dem Cabo Blanco, entfernt ist. Das schmale Küstensträsschen, welches auf der Karte gerade noch als gestrichelte Linie eingezeichnet ist, mutiert unter dem weiter heftig niederprasselnden Tropenregen zeitweise zu einem Bachbett. Glücklich und etwas müde erreichen wir gegen 15 Uhr das Celaje. Was wir hier vorfinden ist, abgesehen vom Wetter, traumhaft: gemütliche, aus Holz gebaute, zweistöckige Bungalows mit Giebeldach, in einem grünen und dicht bewachsenen Palmenwald, direkt am Golf von Nicoya. Da wir die einzigen Gäste des belgischen Besitzerpaares sind, können wir unser Häuschen auswählen. Natürlich mit Blick von der Terrasse und vom Schlafzimmer aus auf das Meer. Welche Tiergattungen hier mit uns leben, können wir noch nicht sagen, da sie sich vom weiterhin ungewöhnlich heftigen Regen noch nicht blicken lassen. Hier ist genau das Fleckchen Erde, wo ich mir gut  vorstellen kann, neben diesem Tagebuch, einmal meine Memoiren, die vermutlich keiner lesen will, zu schreiben.

 

Freitag 1. Juni 2007       

Cabuja – Mal Pais – Sta. Teresa - Cabuja

> Fotos

Beim Aufstehen sieht das Wetter ziemlich hell aus, nachdem es in der Nacht häufig weiterregnete. Vor einem Abkürzungsweg Richtung Mal Pais müssen wir nach mehreren Kilometern kapitulieren. In einem starken Gefälle häuft sich der rostrote Match mehr als halbmeterhoch. Kein Durchkommen für unseren Daihatsu. Zurück nach Cóbano und die etwas grössere Strasse fahren. Sie ist in einem himmellausigen Zustand, Löcher so gross wie halbfertige Gräber und teilweise mit rot-glitschigem Match versehen, der die Autosteuerung nur noch streng nach den physikalischen Gravitations- und/oder Bewegungslehren möglich macht. In Mal Pais erledige ich die online Arbeiten in einem neuen Kaffe mit Wlan. Platzwechsel während der Arbeit unter die gedeckte Terrasse, da wieder Regen einsetzt. In tristem Grau ist noch etwas Sightseeing nach Sta. Theresa angesagt, aber grau bleibt grau. Nach kurzem Einkauf im MegaSuper von Cóbano (ist unbedeutend grösser als der Spar in Finsterhennen), fahren wir wieder nach Montezuma. Die Fahrt von den Hügeln gegen die Küste erinnert, ausser der Temperatur, an Nordseewetter im November: Regen und Nebel, der kontrastlos mit der Meeresoberfläche ein Grau bildet. Nach weiteren holprig-nassen Kilometern nach Cabuja, hellt der Himmel auf; lesen und faulenzen bis zum Nachtessen. Wetterbedingt beschliessen wir, morgen die Halbinsel Nicoya, etwas vorzeitiger als geplant, per Fähre zu verlassen – so nach dem Motto: wenn das Wetter nicht ändert, ändern wir unseren Reiseplan.

 

Samstag 2. Juni 2007       

Cabuja –  Puntarenas – Playa Estorillos

> Fotos

Sonne! Strandspaziergang und schon richtig schwitzen vor dem Morgenessen. Heute spüren wir erstmals wieder etwas Zeitdruck, denn wir wollen die Fähre um 10:30 Uhr in Paquera erreichen, die uns auf das Festland nach Puntarenas bringen soll. Mit uns 10 Fahrzeuge, etwa 50 Passagiere und 2 Hähne, die beide an den Beinen am Rande des Fahrzeugsdeck angebunden werden und während der ganzen neunzigminütigen Überfahrt in unregelmässigen Abständen zeitunorientiert den fortgeschrittenen Morgen einkrähen. Spontan beschliessen wir, etwa 80 km südwärts zu fahren, um im Hotel Walt Paraiso, wo wir letztes Jahr mehrere Tage weilten, ein Zimmer zu mieten. Das Hotel und die Umgebung haben sich seit letztem Jahr kaum verändert, Walter, der Besitzer, ist leider abwesend, aber die roten Aras fliegen und krächzen pünktlich vor der Dämmerung, auf die nahe liegenden Teccabäume. Poolkühlung, dann ein ausgiebiger Strandspaziergang, wo wir versuchen unser Traumferienhaus auszuwählen  und wir von mehreren Hunden bis kurz vor unser Hotel begleitet werden.

 

Sonntag 3. Juni 2007       

Playa Estorillos - Jacó

> Fotos

Sonntag – das muss auch in den Ferien sein. Ausser etwas “Lädele“ in der 20 km entfernten Touristenhochburg Jacó, haben wir heute nichts vor. Es ist drückend heiss, über 30 Grad, und wir suchen etwas Kühlung auf der schattigen Terrasse eines Costa Rica Cofe Shops; zufälligerweise mit einer enorm schnellen wireless Internetverbindung, die uns Neuigkeiten aus aller Welt liefert. Danach Siesta im Hotelgarten, lesen unter einem schattigen Mangobaum, Routenplanung für den bevorstehenden Küstenwechsel, beobachten der zahlreich herumschleichenden etwa 80 cm grossen Iguanas und einen bis zwei kühle Drinks als Vorbereitung auf das Nachtessen. Die heisse Sonne verursacht bei uns Bleichgesichtern erste kleinere Hautirritationen. Eigentlich ist für heute Schluss, wenn nicht zwei Minuten nachdem die bisherigen Zeilen dieses Kapitel geschrieben wurde, sechs Aras auf dem Teccabaum, fünf Meter neben unseren Liegestühlen, landen würden. Fast zwanzig Minuten fressen sie genüsslich die Früchte des Baumes und lassen sich durch unsere Nähe von wenigen Metern überhaupt nicht stören. Da es wahrscheinlich nicht oft vorkommt, dass man so etwas erleben darf, widme ich diesen wundevollen Vögeln eine spezielle Ara-Fotoseite >>> Ara-Fotos

 

Montag 4. Juni 2007       

Playa Estorillos - Heredia

> Fotos

Bei schönstem Sonnenschein verlassen wir die Pazifikküste und wählen die direkteste Strecke über Orotina und Athenas, Richtung San José. Da wir nicht die ganze Strecke an die Karibikküste in einem Tag fahren wollen und nach San José wenig Hotels vorhanden sind, konsultieren wir unsere Reiseführer und finden etwas Aussergewöhnliches. Es ist uns fast peinlich den Namen zu nennen: Hotel Chalet Tirol. Hoch über der Stadt Heredia, wo sich übrigens eine grosse Produktionsstätte für Intel Chips, mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde US$ befindet, hat irgend so ein Spinner, aus der früheren Residenz des ehemaligen Präsidenten von Costa Rica, Alfredo Gonzáles Flores, ein ganzes Tirolerdorf mit Chalets, Kirche und Biergarten, als Hotel ausgebaut. Vor den Fenstern der Chalets blühen tatsächlich Geranien. Die Angaben im Reiseführer sind unpräzis und wir suchen fast eine Stunde vergeblich nach der richtigen Strasse. Schliesslich buchen wir ein Taxi als Lotse, das uns den etwa 15 km langen Weg vorausfährt, der auf fast 1'500 m ansteigt und uns an wunderschönen Villen und Haziendas, der Oberklasse von Heredia und San José, vorbeiführt. Die Temperatur hier über den grossen Kaffeeplantagen ist fast zehn Grad kühler als in der Stadt. Wir buchen eine Suite mit Kamin (!!! nicht um zu heizen, es ist noch über 20 Grad). Nach einigen Minuten tauschen wir sie aber gegen ein Chalet, da der Rauchgestank vom Kamin in diesem Zimmer kaum auszuhalten und schlimmer ist, als in einer Alphütte, wo seit hundert Jahren mit Holzfeuerung Käse hergestellt wird. In diesem Tiroler Bergdorf findet jährlich ein internationales Musikfestival statt. Da erst früher Nachmittag ist, verpflegen wir uns bei einem Pouletbrater mit knusprigem Pollo vom Holzfeuergrill und machen noch kleine Besorgungen in San Raphael. Ein kurzes Gewitter kühlt unsere Bergunterkunft nochmals etwas herunter.

 

Dienstag 5. Juni 2007       

Heredia – Playa Cocles

> Fotos

Nach einer nach costaricanischen Verhältnissen kühlen Nacht, im Tiroler Bergdorf, fahren wir der Wärme Richtung Karibik entgegen. Die Hauptstrasse führt durch den dicht bewaldeten Nationalpark Braulio Carrillo. Die teilweise steile Strasse lässt zahlreiche tal- und bergwärts fahrende Trucks pannenbedingt sterben, wie Eintagsfliegen in der Abenddämmerung. Bei sonnigheissem Wetter erreichen wir die Hafenstadt  Puerto Limon und finden sogar kurz davor ohne Beschilderung und beinahe ohne Lenkkorrektur die Umfahrungsstrasse  Richtung Cauhita. Die farbigen Palmen entlang der Strasse, die uns schon letztes Jahr magisch anzogen, erscheinen uns frisch gestrichen. Auch das Rastadorf Cauhita, kommt uns unverändert vor. Diesmal suchen wir uns aber eine Unterkunft  südlich von Porto Viejo und finden sie an der Playa Cocles, in den Azánia Bungalows. Von der Ankunft, bis nach dem Nachtessen, stimmt hier für uns wirklich alles. Ein freundlicher Empfang und Informationen über die Region, originell gestaltete Bungalows, ein üppig tropischer, sehr gepflegter Garten, ein in der Bauweise spezieller Pool mit Jacuzzi, und ein romantisches Restaurant, mit lieblicher Tischdekoration und geschulter, angenehm freundlicher Bedienung. Wir haben das Gefühl, dass wir hier einige Tage bleiben wollen, trotz dem Einwand, dass im Moment nur ein Bungalow für die nächsten zwei Nächte verfügbar ist. So nebenbei für IT-Spinner: es ist ein ganz spezielles Gefühl unter den schattigen Palmen, bei über 30 Grad Hitze, den online Verpflichtungen, drahtlos und in einer überraschend hohen  Geschwindigkeit, nachzukommen.

 

Mittwoch 6. Juni 2007       

Playa CoclesPlaya Chiquita – Punta Uva – Manzanillo – Playa Cocles

> Fotos

In der Nacht ist die Meeresbrandung der Karibik so heftig zu hören, dass man nach jedem fünften Wellenschlag das Gefühl hat, dass das Bett einige Zentimeter aus dem Bereich des Moskitonetzes hinausgeschoben wird. Mit einem herrlichen Frühstück, wie immer mit vielen frischen Früchten und schmackhaftem Costa Rica Kaffee, beginnt unser Tag. Wir verlängern den Aufenthalt in den gemütlich und luxuriösen Azánia Bungalows um einen Tag. Heute wollen wir die Strände Richtung Manzanillo und der Grenze nach Panama (diesmal freiwillig) erkunden und uns zugleich nach Unterkünften für die nächsten Tage umsehen. Oft haben wir das Gefühl, die einzigen Touristen in der karibischen Urwaldgegend zu sein. Die vier Stern Unterkünfte in Punta Uva können uns absolut nicht begeistern – steril, mehr als fünfzig identische Bungalows, einfach USA und nicht wirklich Costa Rica. Danach besichtigen wir die Cabinas Punta Uva über ein holpriges Strässchen, direkt am wunderschönen, menschenleeren Strand und rümpfen zunächst etwas die Nase, warum wissen wir selber nicht genau, auf alle Fälle nicht wegen den drei laut bellenden grossen Hunden, die uns empfangen. Nach dem uns die knapp englisch sprechende und allein anwesende Angestellte, in einem nicht gerade sauber erscheinenden Äusseren freundlich begrüsst und uns die vorhandenen Unterkünfte zeigt, haben wir, warum auch immer, plötzlich ein angenehmeres Gefühl. Vielleicht weil Affen aus den Bäumen Äste oder Früchte auf die Dächer herunterwerfen oder weil sie uns urkomische Früchte zum Probieren anbietet, welche an einem Baum hängen und die wir noch nie gesehen oder davon gehört haben, verschweige denn den komplizierten Namen behalten können. Das könnte was für uns sein. Weiter fahren wir zur El Tucan Jungle Lodge, die ein Kilometer von der Küste entfernt, allein im Urwald steht. Die Besitzer, ein deutsches Paar, entlarvt uns sofort als Mitglieder der alemannischen Sprachkultur. Auch hier zwei grosse, laut bellende Hunde und ein weiblicher Brüllaffe, welcher von den Besitzern als Waisenaffe aufgezogen wurde und uns Neuankömmlinge sofort beklettert. Respektvoll vernehme ich, dass weibliche Personen von ihm (ihr) bevorzugt werden und dass er (sie) bei Männern den verdammt blöden Tick hat, in die Ohren zu beissen, was ich nach einigen Sekunden bestätigen kann. Alle Weich- und Knorpelteile meiner beidseitigen Kopfregionen sind noch am Stück, Blut fliesst keines, aber deutlich spürbar war es allemal. Als sie uns noch von einer zweieinhalb Meter langen Boa erzählen, die ihre Enten frisst, wissen wir, hier werden wir eine der nächsten Tage, bzw. Nächte verbringen. Da für diese kleinen Touristikunternehmungen nur Cash in Frage kommt, steht uns anschliessend ein Geldwechsel in Porto Viejo beim Chinesen bevor, der gegenüber letztem Jahr, nun zwei Angestellte hat, die für ihn arbeiten. Nach einem Drink in einer Strandbar, bevor ich ein Angebot von rauchfähigem, aber nicht zigarettenüblichem Inhalt, dankend ablehne, fahren wir zurück an die Playa Cocles und lassen unsere Glieder in der Abendsonne und der Brandung des karibischen Meeres massieren. Diese Karibikregion von Costa Rica ist wirklich ein besonders spezielles Fleckchen auf unserer Erde – verrückt, aber dennoch schön und gemütlich.

 

Donnerstag 7. Juni 2007       

Abstecher nach Bribri

> Fotos

Gewitter in der Nacht. Die Feuchtigkeit, kombiniert mit der Hitze, ist bereits beim Aufstehen spürbar. Erkunden der Region ist unser heutiger Plan. Als erstes fahren wir auf einem kurzen Dschungelpfad an eine heruntergekommene, verwilderte Kakaoplantage. Zum Wandern im hügeligen Gelände ist es echt zu schwül; schon nach einigen Schritten bergwärts, um einen herrlichen Schmetterling zu fotografieren, quillt der Schweiss aus allen Poren. Auf einer akzeptablen Strasse fahren wir Richtung Bribri, dem Bezirkshauptort der Region Talamanca. Hier zweigt die Strasse zum 40 km entfernten Sixaola ab, wo sich ein Grenzübergang zu Panama befindet. Diese Region besteht aus mit dichtem Urwald bewachsenen Hügeln und riesigen Bananenplantagen in den Tälern. Das Arbeiten auf diesen Plantagen, unter diesen klimatischen und durch verspritzte Chemikalien gesundheitsschädlichen Bedingungen, ist fast unmenschlich. Vielleicht denken wir beim Essen der nächsten Bananen daran, dass die meist ausländischen Plantagenarbeiter, hier mit einen Tageslohn von etwa 8 -14 US$ ausgebeutet werden. Nach der Rückkehr bestaunen wir am Nachmittag die hohen Wellen der Karibik, welche durch ein Gewitter, das am Meereshorizont sichtbar ist, ausgelöst werden. Heute Abend geniessen wir nochmals ein Diner am Pool des Hotels, bevor wir morgen in die einfache Unterkunft der El Tucan Jungle Lodge umziehen.

 

Fr / Sa  8./9. Juni 2007      

El Tucan Jungle Lodge  (eltucanjunglelodge.com)

> Fotos

Bis kurz vor Mittag bleiben wir in den komfortablen Azánia Bungalows. Das Wetter ist gewitterhaft und erste leichte Niederschläge befeuchten unseren palmenblattbedecktes Bungalow. Die Fahrt zu unserer nächsten Unterkunft, der El Tucan Jungle Lodge, dauert knapp eine Viertelstunde. Die Besitzer, die zwei Schäferhunde und die Brüllaffendame Rubio, scheinen uns bereits zu erwarten. Kaum haben wir als einzige Gäste unser einfaches Quartier im Dschungel bezogen, bricht ein sehr heftiges Gewitter los, es schüttet wie aus unzähligen Kübeln. Der kleine Flüsschen, 20 Meter unterhalb unserer Terrasse, vergrössert sich kontinuierlich und erreicht nach etwa zwei Stunden das mindestens zwanzigfache seiner ursprünglichen Grösse und reisst grosse Äste und Bäume mit sich. Wolfgang, der Besitzer, stellt eine improvisierte Wettermessstation, in Form eines Kunststoffeimers auf: das Resultat nach drei Stunden Gewitter: 70 mm Regen; ein, auch für diese Region, nicht alltäglicher Wert. Als die Schauer etwas nachlassen, besuchen uns die ersten Tukane auf den Bananenbäumen vor unserer Terrasse. Monikas erster engerer Körperkontakt mit Rubio, bringt ihre Lesebrille in eine gewöhnungsbedürftige Form. Obwohl es erst etwa 15 Uhr ist, erscheint im Display der Kamera bei jedem Drücken des Auslösers die Meldung „Blitz aktivieren“ – das Fotografieren wird mit wenigen Ausnahmen vertagt. Ausgerüstet mit Regenjacke, unternehmen wir vor dem Nachtessen einen Spaziergang auf den umliegenden Dschungelpfaden. Feine hausgemachte Ravioli und eine Flasche Chianti in einem italienischen Restaurant an der Küstenstrasse haben zwar ihren Preis, schmecken aber hervorragend. Kurz nach 19 Uhr fahren wir bei absolut stockdunkler Nacht wieder auf dem schmalen, holprigen Weg zu unserer Dschungellodge. Die akustischer Kulisse, mit mindestens 80 Dezibel, die anschliessend beim Schreiben dieses Tagebuchkapitels aus dem dunklen, feuchten Urwald schallt, ist fast unbeschreiblich: zig Arten von Grillen in jeder Tonlage und Disharmonie, Frösche und dominantes Krötenkonzert, welches uns, wie eine Soundmischung aus Ditgeridoo, Ziegengemecker und einer verbeulten Posaune, in den Ohren klingt. Wir rätseln, wie lange das Tarzan wirklich ausgehalten hat.

Bei Sonnenaufgang lauschen wir den Urwaldgeräuschen eine halbe Stunde zu und legen uns dann nochmals bis halb acht ins Bett. Kaum auf der Terrasse besucht uns Rubio und macht es sich auf unserem Stuhl bequem. Die Sonne drückt durch das dichte Pflanzendach, die Wassermassen des Flusses haben sich vermindert. Nach einem Urwaldspaziergang und dauerndem Kampf gegen die Moskitos, sind die Hängematten genau das Richtige. Lesen, beobachten der Vögel und zwischendurch etwas dösen.

 

 

El Tucan Jungle Lodge -  Staffel II

> Fotos

Während des Apèros auf der Terrasse, besuchen uns wieder die Tukane. Kaum haben sie sich an den Bananen satt gefressen, schleicht sich Rubio unauffällig näher an unseren Bungalow heran. Er klettert zuerst auf dem Terrassengeländer herum, den Rücken immer bewusst mir zugekehrt. Dann ist seine Neugier grösser als seine Angst und er klettert über meine Beine hoch und umarmt mich, immer seine eigenartigen Affenlaute von sich gebend und die Zähne deutlich zeigend, was ich als Zeichen seiner Unsicherheit deute. Ich weiss nicht genau, ob er merkte, dass ich mindestens gleichermassen unsicher bin. Spürbar, aber dennoch dosiert, beisst er an meinen Finger herum, lässt sich ein paar Streicheleinheiten über Rücken und Kopf gefallen, klettert dann auf meine Schulter und setzt seine vermeintlich zarte Beisserei an meinen Ohren fort, ohne dass er aufhört, in seiner Affensprache weiter mit mir zu kommunizieren. Nach einigen Minuten wage ich es aufzustehen und laufe in Richtung seiner gewohnten Umgebung. Unterwegs springt er auf einen Ast und turnt dann vergnügt im Baum herum. Beide sind spürbar erleichtert, dieses erste körpernahe Date, ohne physischen und psychischen Schaden überstanden zu haben – ein affengeiles Erlebnis.

Dien Nacht ist wieder von etwas Gewitter und den typischen Urwaldgeräuschen begleitet. Nach dem gemütlichen Frühstück werde ich nochmals das Opfer von Rubio. Seine liebevolle Beisserei an meinen Fingern und Ohren fällt diesmal etwas kräftiger aus: jetzt weiss ich wenigstens wie man sich fühlt, wenn man vom Affen gebissen ist.

 

Sonntag 10. Juni 2007      

Punta Uva

> Fotos

Unsere heutige Unterkunft liegt nur einige Kilometer südwärts in Punta Uva. Die Cabinas Punta Uva liegen direkt am traumhaften Strand. Unsere Cabina besteht aus einem Schlafraum, die Fenster, wie meistens in dieser Gegend, aus Moskitonetzen an Stelle von Glas, einem Badezimmer und einem Wohnbereich auf der hölzernen, halboffenen Terrasse, mit riesigem Kühlschrank und einer Art Polstergruppe aus costaricanischem Holz zusammengezimmert und sogar mit Meersicht und –Geräusch. Die Umgebung ist ziemlich lebendig und wird von Krabben in den verschiedensten Farben und Grössen beherrscht. Die nächsten Stunden verbringen wir mit Meer- und Sonnenbaden. Der Strand von Punta Uva ist der schönste und idealste Badestrand, den wir bisher in Costa Rica angetroffen haben. Gute Zufahrt, hellbrauner feiner Sand, traumhafte Kulisse mit Schatten spendenden Kokospalmen (richtigen Platz aussuchen oder Helm tragen), flach abfallender Strand, angenehme Wellen, Wassertemperatur so um 28 Grad, gelegentliches Brüllaffengeschrei und kristallklares Karibikwasser – wir haben den Eindruck, es fehlt nichts.

Nach dem köstlichen Nachtessen in Selvin’s urchig-karibischen Bar, wo die Menüzusammenstellungen der Fischgerichte so bunt gemischt sind, wie die Bewohner dieser Küstenregion, ist das nächste Gewitter am Zug. Mit einer kleinen Taschenlampe bewaffnet, marschieren wir die paar Hundert Meter durch die dunkle Nacht und erreichen unsere Cabina noch halbwegs trocken. Bei Kerzenschein genehmigen wir uns noch einen kühlen Cuba Libre, mit dem heute besorgtem, besonders aromatischem Jamaicarum. Unsere Unterkunft ist auf den zweiten Blick nicht wirklich das Erwartete. Das Licht funktioniert nicht richtig, im Moskitonetz klebt ein Kaugummi aus einer früheren Gästeepoche. Der Gewitterregen prasselt unüberhörbar auf das Wellblechdach und in unregelmässigen Intervallen knallen Kokosnüsse auf das Blechdach, was unbestritten lauter empfunden wird, als der Schuss aus einer 45er Magnum. Mit der schlechten Ausgangslage von 19 die Cabina umgebenden Kokospalmen, mal durchschnittlich 37 Nüssen, berechnen wir grob, die zu erwartende nächtliche Knallwahrscheinlichkeit. Das errechnete Resultat schreit geradezu nach einem weiteren Cuba Libre.

 

Montag 11. Juni 2007      

Punta Uva – Cahuita

> Fotos

Vor sieben Uhr ein Spaziergang am wunderbaren, einsamen Strand von Punta Uva und trotzdem schon das erste verschwitzte Shirt. Obwohl in den Cabinas eigentlich kein Frühstück angeboten wird, fragt uns die Angestellte, ob wir Lust auf Kaffee, Brot und Bananen haben, was wir schlecht ablehnen können. Zum Frühstück gesellt sich ein Eichhörnchen, welches als Jungtier von den Besitzern mit der Pipette aufgezogen und vom Dalmatinerhund als sein Junges angenommen wurde. Ich bin glücklich, dass das Tierchen nicht so anhänglich ist wie Rubio. Immer wieder verblüffen uns die Artenverbindungen in diesem Land auf’s Neue. Für die letzen zwei Karibiktage gönnen wir uns wieder etwas mehr Luxus und beziehen in Cahuita einen Bungalow im Hotel La Diosa, zufälliger wieder als einzige Gäste, nachdem wir vorher einen augedehnten Abstecher in das Hinterland dieser Küstenregion unternehmen, wo wir gigantische Bananenplantagen der bekannten Früchtemultis durchfahren, welche merklich nach versprühten Pestizieden vor sich her riechen. Da das Wireless-Lan am Pool nicht die gewünschte Verbindung aufbauen kann, überlässt uns der anwesende Geschäftsführer kanadischer Abstammung, mit Walliser Mutter, das Hotelbüro, um meinen Laptop am Internet anzuschliessen und verschwindet für kurze Zeit, mit der Bitte, doch auf das Hotelbüro aufzupassen. Der schwerfällige, grosse Hotelhund schnarcht gemütlich hinter mir auf dem kühlen Steinplattenboden. Poolabkühlung, dann ein köstlicher Caipirinhia in der Hauptbeiz an der immer noch staubigen Dorfkreuzung von Cahuita, wo Aussteiger und andere illustre Gäste, das Fussballspiel des Golden Cups, Costa Rica gegen Guadeloupe, am TV ziemlich laut und emotionsvoll verfolgen. Wir gönnen uns im Sobre Las Olas, aus den letzten Ferien bekannt, ein karibisches Fischnachtessen, unterstützt mit einer kühlen Flasche Sauvignon Blanc und Blick auf den karibischen Sonnenuntergang. Der junge Rastatypkellner serviert immer noch gleich freundlich und locker, wie letztes Jahr und auf den appetitlichen Tellern ist wieder eine rote Hibiskusblume auf einer Sternfrucht aufgesteckt – das Leben kann so schön sein! (auch wenn dabei die Kreditkarte etwas belastet wird)

 

Dienstag 12. Juni 2007      

Cahuita

> Fotos

So gegen neun Uhr stehen wir am Eingang des Cahuita Nationalparks. Dieses Jahr durchqueren wir ihn von der Seite des Dorfes Cauihita aus. Die ersten zwei Kilometer verlaufen parallel zur Postkartenküste Playa Blanco, im angenehm schattigen Wald. Die Oberhäupter von zwei Brüllaffenfamilien duellieren sich mit ihrem, für uns typischen, Urwaldgebrüll. Die Durchquerung des Rio Perezoso fällt nur knietief aus, da zurzeit Ebbe herrscht. Sobald der Weg von der Küste wenige hundert Meter im feuchten Urwald verläuft, bleibt die kühlende Meeresbrise aus, die Schweissflecken auf unseren Kleidern verdoppeln sich im Dreiminutentakt. Zudem werden die Moskitos unangenehm und ein wilder Bienenschwarm beschleunigt unsere Marschgeschwindigkeit kurzzeitig weit über das geplante Durchschnittstempo. Kurz bevor wir unser Ziel, die Punta Cahuita erreichen, sehen und hören wir, was wir überhaupt nicht erwartet haben. Mehrer Boote bringen über fünfzig amerikanische Touristen zu diesem traumhaften Abschnitt, die sich damit vier Kilometer Fussmarsch ersparen. Sie werden unter erhöhtem Lärmpegel mit Coke und Melonenschnitzen gefüttert und flippen beinahe aus, als sie zwei verstörte Kapuzineräffchen auf dem Baum entdecken. Ein Jahr zuvor, war das Verhältnis beinahe umgekehrt: eine Hand voll verschwitzte Touristen, dafür mehr als 40 Affen – leider fällt auch dies unter das Kapitel Tourismusentwicklung. Heute ist eigentlich unser letzter so richtiger Ferientag, da wir morgen in die Nähe von San José zurückfahren müssen. Unsere Wahl für ein gediegenes Diner erweist sich als goldrichtig. Im La Casa Creole finden wir mit dem tropischen Garten, romantischer Fackelbeleuchtung, angenehmer Musik und einem ganz speziellen Menüangebot, mehr als wir erwartet haben. Wer hat schon einmal ein Carpaccio aus Gurken und rotem Ginger als Vorspeise probiert? Ich schon und es passt genau zu dieser Gegend. Auch die weiteren Speisen sind köstlich und die genaue Beschreibung würde hier den Rahmen dieses Tagebuchs sprengen – schliesslich schreibe ich ja hier kein Rezeptbuch. Nach einem so feinen Essen, einem anschliessenden Drink auf der Terrasse und der Meeresbrandung in den Ohren, lässt es sich wunderbar einschlafen.

 

Mittwoch 13. Juni 2007      

Cahuita - Alajuela

> Fotos

Letztes Erwachen mit Sonnenschein, Wärme und Meeresbrandung auf dieser Reise. Zmörgele mit Meersicht, dann gemütlich packen. Wir wählen die etwas längere Route über Turialba und Carthago. Plantagenmässig führt uns die Fahrt durch Bananen, Zuckerrohr und Kaffee. Endlich sehen wir eine Bananenseilbahn in Betrieb. Kein Antrieb von Garaventa, sondern ein verschwitzter Bananenpflücker zieht mehr als 25 Bündel à über 50 kg an einem Seil über die Bananenschienenhochbahn; ein mehr als knochenharter Job, der uns schon beim Zusehen den Schweiss aus allen Poren drückt. Wir erreichen San José und durchqueren die Stadt auf der Avenida 1 mitten durch das Zentrum; dagegen ist der tägliche Grauholzstau zuhause direkt eine Sonntagsfahrt. Enttäuscht erfahren wir, dass unser reservierte Bungalow im Hotel Colibri Villas bereits vermietet ist. Da ein heftiges Gewitter los bricht, geben wir uns mit einer andern Unterkunft in der Anlage zufrieden, nachdem wir dem nicht anwesenden Besitzer telefonisch unsere Unzufriedenheit übermitteln und er uns dafür einen erheblichen Rabatt anbietet. Letzte Besorgungen im Supermarkt, dann nimmt das Gewitter sintflutartigen Charakter an. Während einer Stunde fällt Wasser aus Flüssen vom Himmel herunter, wie wir es noch nie erlebt haben. Zudem wird es dunkel und wir machen uns auf Die Suche nach einem Restaurant zum Nachtessen. Die Sicht beträgt beim Fahren keine fünf Meter mehr, die Strassen sind teilweise mit über 20 cm Wasser überflutet, aus seitlichen Böschungen prallen Sturzbäche an das Auto, welche die Fahrtrichtung ändern. Glücklich und unbeschadet erreichen wir das Gelände eines grossen Einkaufszentrums und begnügen uns mit einem gegrillten Steak einer FastFoodKette, Plastikteller und –Besteck inklusive. Draussen in der stockdunklen Nacht, herrscht das nasse Chaos. Viele Strassen sind mit Autokolonnen, welche im Wasser stehen, verstopft. Wir erreichen dennoch unsere leider ebenerdige Unterkunft und sind einigermassen glücklich, dass nur wenig Wasser in die Zimmer eingedrungen ist. Uns steht eine feuchte Nacht bevor. Jetzt eine trockenere, andere Unterkunft zu suchen scheint uns aussichtslos und aufwendig, zudem sind wir hundemüde. Da wir unsere Ferien in einem wassergeschädigten Zimmer in Panama begonnen haben, betrachten wir dieses feuchte Ende als gutes Omen. Wir hoffen auf besseres Wetter, damit morgen unsere Iberiamaschine landen und natürlich mit uns auch wieder starten kann.

 

Do/Fr 14./15. Juni 2007      

San José – Madrid - Zürich

> Fotos

Wahrend der Nacht nimmt die Gewitterintensität ab, dafür fallen Strom und Wasser aus. Nachdem wir alles reisefertig gepackt haben, bleiben uns noch einige Stunden, die wir nutzen um zum 25 km entfernten Vulkan Poas zu fahren. Der Gipfel des 2'700 m hohen Bergers ist in Wolken gehüllt. Etwas tiefer unten, wo die Sonne den Nebel verdrängt, geniessen wir unsere letztes Tico Essen, Casado con Pollo. Anschliessend Rückgabe des Mietwagens und einchecken für den Rückflug. Die Maschine aus Madrid trifft pünktlich ein. Kurz vor unserer Abflugzeit um 17 Uhr wieder ein starkes Gewitter, was den Start um 30 Minuten verzögert. Nach dem Start in die Gewitterwolken, führt uns der Flug über Nicaragua, Jamaika und die Bahamas Richtung Madrid. Nach 4 Stunden Aufenthalt der letzte Abschnitt unserer Reise, der Flug nach Zürich, wo wir kurz nach 18 Uhr eintreffen.